Ay-Yıldızlılar - EM 2024: Sollte man auf die Türkei setzen?
von Sarah Bodensohn | von Sarah Bodensohn
Die Türkei bei der EM 2024
Hinter der türkischen Nationalmannschaft liegt eine alles andere als unbeschwerte Zeit. Im Verband herrschte Uneinigkeit, Kontinuität auf der Trainerposition war ein Fremdwort. Als Vincenzo Montella das Amt von Stefan Kuntz übernahm, gab es Probleme an allen Ecken und Enden. Und das, obwohl der Kader eigentlich einige sehr interessante Spielerprofile bereithält. Darauf besann sich Montella auch und stellte einiges um. Mit mehr oder weniger großem Erfolg.
Das DFB-Team und die kroatische Auswahl konnten bezwungen werden, in der EM-Vorbereitung trotzte die Türkei den Italienern ein 0:0 ab, aber es gab auch eine 1:6-Klatsche im März gegen Österreich. Die totale Krise bei den Türken ist ad acta gelegt, aber eine Wundertüte ist diese Mannschaft noch immer. Zudem ist sie immer wieder anfällig für Gegentore, was auch an der permanenten Rotation im Tor liegt. Es fehlt hier einfach Beständigkeit, die Automatismen sind nicht da. Und trotzdem können Spieler wie Kadioglu, Güler, Kökcü, Yildiz oder der erfahrene Tosun den Unterschied ausmachen. Bitter ist allerdings, dass Abwehrspieler Kabak das Turnier verpasst, er hat sich in der Vorbereitung schwer verletzt.
Was kann man von der Türkei bei der EM erwarten?
Die Türkei hat eine Gruppe mit Portugal, Georgien und Tschechien erwischt. Die Portugiesen sind natürlich favorisiert, dahinter ist alles offen. Die Türkei hat die Chance, in dieser Gruppe weiterzukommen, zumal auch vier der sechs Gruppendritten in das Achtelfinale einziehen. Um einen sehr modernen, attraktiven Fußball zu spielen und vor allem konsequent durchziehen zu können, ist die nötige Entwicklungsstufe allerdings noch nicht erreicht. Vieles ist abhängig von der Tagesform.
Türkei: Die Statistiken sind nicht ganz eindeutig
Das zeigte sich auch in der Vorbereitung. Denn auf das 0:0 gegen Italien folgte eine 1:2-Niederlage gegen eine polnische Mannschaft, die selbst nicht vor Selbstvertrauen strotzt. Fünf Länderspiele nacheinander haben die Türken nicht gewonnen, davor aber drei Spiele siegreich bestritten. Bei den Statistiken der letzten Monate sei zudem zu erwähnen, dass fünfmal nacheinander maximal ein Treffer erzielt werden konnte,. Das ist defintiiv zu wenig, vor allem, wenn man die offensiven Qualitäten im individuellen Bereich als Basis nimmt. Gegentore gab es dafür fast immer, nur in einem der letzten sieben Spiele hielt die türkische Defensive die Null.
Das Gesamtkonstrukt der türkischen Nationalmannschaft ist also noch fragil. In der Gruppenphase sind Georgien, Portugal und Tschechien die Gegner. Machbar ist diese Konstellation allemal, dafür muss aber auch ein Schritt nach vorne erfolgen. Vor allem der Auftakt gegen die georgische Auswahl wird sehr wichtig sein. Ein Sieg hier und das Selbstvertrauen wird steigen.
Sollte man also auf die Türkei setzen?
Wetten direkt auf die türkische Nationalmannschaft sind aufgrund der großen Fragezeichen eher nicht zu empfehlen. Selbst die Quote für das Auftaktspiel gegen Außenseiter Georgien liegt bei Buchmacher Bet365 schon bei 1,72. Gegen Portugal ist die Montella-Elf mit einer 5.25er-Quote krasser Außenseiter, für das Tschechien-Spiel wird es auf die Konstellation ankommen. Die Türkei ist also eine klassische Wundertüte in diesem Turnier. Ein Team, bei dem es sich nicht lohnt, das Risiko einer Siegwette einzugehen.
Gleichermaßen haben Spiele der Türkei in den letzten Wochen einen Unterhaltungswert nachgewiesen. Selten für die Fans dieses Teams, aber Tore sind doch einige gefallen, 22 waren es in den letzten acht Partien. Wollen Sie Wetten zu den Spielen der türkischen Mannschaft abschließen, sollte der Fokus wohl eher darauf liegen, sich mit den Toren, also zum Beispiel mehr als 2,5 Tore in einem Spiel, was besonders gegen die offensivstarken Portugiesen sinnvoll erscheint, auseinanderzuetzen.